VR
MEDICUS
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TRENDS.
duzierte sich zwischen 2013 und 2016 die Zahl der „reinen
vertragsärztlichen Einzelkämpfer“ (ohne Psychotherapeuten)
um 6,7%, während die Zahl der Einzelpraxisinhaber mit ange-
stellten Ärzten um 27,0% stieg. Die Daten der aktuellen Sta-
tistiken belegen somit einen anhaltenden Trend zur Koope-
ration und zu größeren Praxisstrukturen im niedergelassenen
Bereich. So standen im Jahr 2016 den 55.505 Einzelpraxisin-
habern ohne angestellte Ärzte gut 81.000 Ärzte gegenüber,
die gemeinsam mit anderen Ärzten im ambulanten Bereich
tätig waren. Die wichtigste Rolle kommt dabei der zuneh-
mend beliebteren Angestelltentätigkeit zu, die sich zum Teil
auch auf die steigende Zahl der Medizinerinnen zurückfüh-
ren lässt. Aufgrund ihrer Größe beschäftigen die Medizini-
schen Versorgungszentren (MVZ) und Polikliniken mit rund
64% mehr als die Hälfte der angestellten ambulant tätigen
Ärzte in der vertragsärztlichen Versorgung – gefolgt von den
Einzelpraxen (7.983) und den Berufsausübungsgemeinschaf-
ten (6.810).
Unter dem Gesichtspunkt der Versorgungssicherung gilt ins-
besondere die zunehmende Zahl der ambulant tätigen ange-
stellten Mediziner in Kombination mit der sinkenden Anzahl
der Praxen als problematisch. Angestellte Ärzte bevorzugen
häufig eine Teilzeittätigkeit, um Beruf, Familie und Freizeit
miteinander in Einklang zu bringen. Allein 2015 erhöhte sich
der Anteil der Ärzte und Psychotherapeuten in Teilzeitanstel-
lung nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
(KBV) um 10,6%. Dies hat zur Folge, dass die durchschnitt-
liche Arbeitszeit je Mediziner sinkt und immer mehr Ärzte
notwendig sind, um das Versorgungsniveau zu halten. Laut
Zi-Praxis-Panel, einer jährlichen Umfrage des Zentralinstituts
für die kassenärztliche Versorgung (Zi), arbeiten Praxisinha-
ber in Deutschland durchschnittlich 50 Stunden pro Woche,
während angestellte Ärzte mit durchschnittlich knapp 24 Wo-
chenstunden ein um rund 50% geringeres Arbeitsvolumen
aufweisen. Auch Praxisinhaber auf dem Land haben eine hö-
here Arbeitslast als ihre Kollegen in urbanen Regionen. So lag
die durchschnittliche Wochenarbeitszeit auf dem Land bei 52,
im Umland bei 50 und in der Stadt bei 48 Stunden.
Gleichzeitig erhöht sich die Nachfrage nach ambulanten
Gesundheitsleistungen. Der Bundesärztekammer zufolge
beläuft sich die Zahl der jährlichen ambulanten Arzt-Patien-
ten-Kontakte gegenwärtig bereits auf rund eine Milliarde.
Aufgrund der demografischen Entwicklung ist künftig von
einem weiteren Anstieg des Behandlungsbedarfs auszu-
gehen. Auch die Überalterung der Ärzte selbst bleibt nicht
ohne Auswirkungen auf die Versorgungslage. Nahezu jeder
vierte Niedergelassene plant, in den nächsten fünf Jahren sei-
ne Praxis aufzugeben. Als Folge des Strukturwandels kommt
es – insbesondere in ländlichen Gebieten und im hausärztli-
chen Bereich – zu immer größeren Problemen bei der Nach-
folgersuche bzw. Praxisabgabe.
Trotz des Trends zu größeren Praxisstrukturen erwarten
Fachleute kein endgültiges „Aus“ für die traditionelle Einzel-
praxis, die insbesondere durch den engen und persönlichen
Arzt-Patienten-Kontakt nach wie vor punktet. Die Zi-Befra-
gung zeigt jedoch, dass eine Niederlassungsentscheidung ins-
besondere in Form einer Einzelpraxis auf dem Land mit einer
hohen Arbeitsbelastung einhergeht. Umso wichtiger ist es,
die bürokratische Belastung der Ärzte zu senken und Dele-
gationsmodelle auszubauen. Ferner verdeutlicht die Untersu-
chung, dass die Angestellten als wachsende Arztgruppe im
niedergelassenen Bereich hinsichtlich ihres Arbeitseinsatzes
tatsächlich nur „zur Hälfte“ für die Patientenversorgung zur
Verfügung stehen. Dies dürfte den Befürwortern der Erhö-
hung der Studienplatzkapazitäten in der Medizin ein wichti-
ges Argument liefern.
Mit Blick auf die nachrückende Ärztegeneration sollte darü-
ber hinaus über neue Formen der Arbeitsorganisation nach-
gedacht werden, die hinsichtlich Arbeitsumfang und -einsatz
mehr Flexibilität bieten.
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